Andre Hängen und Kunde zu Wissenswertes - Gangart Bonn

Als ich vor fünf Jahren die Botschaft von meinem Orthopäden bekam, dass mein Knie die viele Lauferei wohl nicht mehr lange mitmachen wird, bekam ich den Tip mit André Hänchen/Gangart Kontakt aufzunehmen.

Ich kann mich an das erste Treffen immer noch gut erinnern, als André in seiner unnachahmlichen ruhigen Art zu mir sagte: „Das kriegen wir hin!" Ich wurde vermessen und Einlagen wurden angefertigt. Ich bin zum Laufen zurückgekehrt und was die Einlagen und mein Knie angeht, gelten Fakten vielleicht noch mehr als subjektive Wahrnehmungen. 250 Km Sahara und am Ende Platz 3. Mehr Sand hat noch keine Einlage der Gangart gesehen.

Lieber André,

vielen Dank für Deinen Support, die Einlagen, das Tuning meiner Schuhe, des Rucksacks und den genialen Einfall für die Anbringung der Gamaschen.

Rafael Fuchsgruber finished Sahara Race nach 250 km auf Platz 3

oder die Frage

„How many minutes ahead is Matt?"

Als ich mich auf den Weg nach Kairo begebe, macht unser Töchterchen Mara gerade ihre ersten Schritte. Das Bild „Baby lernt laufen- Papa geht laufen" begleitet mich für das gesamte Rennen und ist meine größte Motivation in Zeiten der Krisen, die sich auf einem 250 km Lauf durch die Sahara unweigerlich einstellen.

Bei der Ankunft in Ägypten herrscht eine Hitzewelle von über 40 Grad bei starkem Wind und der Aufenthalt im Freien fühlt sich an wie der Ortstermin in einem Düsentriebwerk. Den Espresso dort auf der Terrasse zu genießen, anstatt in der klimatisierten Lobby des Hotels, hat etwas von einer Mutprobe. Nach 2 Tagen Akklimatisierung geht es zu den gängigen Kontrollen der Pflichtausrüstung und von dort per Bus in die Wüste. Das Camp für die Übernachtung befindet sich an einem See - etwas irritierend - aber wir sind definitiv in der Wüste.

Die Fakten: es sind 156 Läufer am Start; Strecke 250 km aufgeteilt in 6 Etappen. Wir laufen mit Rucksack (ca. 8 kg schwer) in dem sich Schlafsack, Nahrungsmittel für eine Woche und Notfallausrüstung befinden. Wir schlafen in Zelten oder ich gelegentlich unter freiem Sternenhimmel, da ich den Schnarcher des Jahrhunderts im Zelt hatte. Die ersten 4 Etappen sind zwischen 36 und 42 km lang; pro 10 km gibt es einen Checkpoint, an dem wir 1,5 Liter Wasser erhalten. Die Königsetappe über 94 km findet am 5. Tag statt und zum Schluss fahren wir mit den Bussen aus der Wüste nach Kairo und beenden das Rennen mit einem „Schaulaufen" über 2 km für die schönen Zielphotos mit den Pyramiden von Gizeh im Hintergrund.

Wie immer ist auch der Ehrenopa meiner Tochter Volker Voss dabei, mit dem ich alle meine bisherigen Wüstenläufe bestritten habe. Volker ist mit 68 Jahren ältester Teilnehmer und hat alles dabei - eine laufende Werkstatt im Sand, die mir einige Male durch kleinere Equipmentdefekte half. Und dabei ist sein Rucksack leichter als meiner. Volker finished auf Platz 82 und läßt somit wieder fast die Hälfte der deutlich jüngeren Läufer hinter sich. Opa go!

Sonntagmorgen: Start um 6.30 Uhr und die jungen Wilden legen ein Tempo vor, als ginge es nur darum diese eine Etappe zu gewinnen. Ich halte mich Anfangs um Platz 20 auf und sammle ab der Hälfte der Distanz viele Läufer ein. Am Ende des Tages bin ich fünfter - allerdings war auch mein Tempo viel zu hoch und ich kämpfe mit heftigen Oberschenkelkrämpfen.

Montag: Die Rennerei vom Vortag hat bei einigen der Favoriten Spuren hinterlassen. Ich laufe mein Tempo und bin dem führenden und späteren Sieger Anders Jensen auf den Fersen - am Ende Platz 2 in der Tageswertung und das Gefühl eines perfekten Tages.

Dienstag: Ich laufe mit den beiden Führenden einen schnellen und heftigen Vormittag mit ständigen Wechseln an der Spitze. Nach drei Stunden muß ich abreißen lassen. Die beiden 28 Jährigen sind einfach schneller als ich. Das zu hohe Tempo am Morgen führt zu erheblichen Problemen in Magen und Darm in der Mitte des Tages. Meine einzige wirkliche Krise in dieser Woche begrüßt mich unfreundlich und ich grüße zurück mit einer 30 minütigen Gehpause. Währenddessen denke ich viel an meine Tochter und an meine Frau - und der Stolz über meine kleine Familie bringt mich nach und nach wieder auf die Beine (ehrlich!!!) und zum Laufen. Platz 3 kann ich knapp halten, bin dafür aber deutlich über das Limit gegangen.

Mittwoch: Den heutigen Tag kann ich entspannt als Dritter ins Ziel bringen, was mir im Vorfeld sehr wichtig war, um für die 94 km des kommenden Tages erholt zu sein.

Donnerstag: die längste Etappe. Zu diesem Zeitpunkt habe ich 33 Minuten Vorsprung zum 4. Platzierten Matt Lowe (USA), dem ich am Abend vorher alles was ich über Ultraläufe weiß, erzählt habe. Matt ist sehr jung, hat wenig Erfahrung, wir sind uns vom ersten Augenblick an sehr sympathisch und irgendwie könnte ich sein Vater sein.

Da ich zu blöd bin, mir vor dem Start auf der Ergebnisliste genau anzusehen, wie groß mein Vorsprung ist, kenne ich meinen Zeitpuffer gegenüber Matt nicht genau. Matt stürmt morgens früh los, als wäre es ein Halbmarathon, übernimmt die Führung und ist weg. Ich spekuliere darauf, dass ihn das hohe Tempo später Lehrgeld kosten wird. Somit laufe ich hinter Matt her, ohne ihn sehen zu können und komme bei jedem Checkpoint rein mit der Frage: „How man Minute ahead is Matt?" Es gibt 9 Checkpoints auf der Strecke und dieser Satz wird mich - glaube ich - noch Jahre verfolgen. Sein Vorsprung beträgt mittlerweile 30 Minuten und ich laufe deutlich schneller als ursprünglich geplant. Erst ab km 50 komme ich auf 23 Minuten an ihn ran. Meine Hoffnung, dass er einbricht, erfüllt mir der junge Amerikaner leider nicht. Er hält tapfer durch, aber ich kann den Abstand bis zur Ziellinie auf 20 Minuten reduzieren und bin in der Gesamtwertung am Ende 13 Minuten vor ihm auf Platz 3 mit einer Zielzeit von 29 Stunden 58 Minuten. Matt und ich liegen uns in den Armen und sind beide happy, dass diese langen 94 km zu Ende sind.

Matts Vater ist auch Teilnehmer des Laufs. Er kommt am nächsten Morgen zu mir und bedankt sich per Handschlag, dass ich seinem Sohn so ein guter Freund und Ratgeber war - mir stehen die Tränen in den Augen.

Danke an Rafael Fuchsgruber für diesen Bericht, den wir an dieser Stelle gerne und in voller Länge veröffentlichen.
Zum Schluß und für diese November-Ausgabe der gangart möchten wir nicht vergessen:
Wir haben zwei neue Mitarbeiter gewinnen können:

Claudia Heil verstärkt Kundenservice & Verwaltung
Gerd Bäßler verstärkt Werkstattbetrieb

Bis zum nächsten Mal

Ihr

André Hänchen